Nach dem Frühstück starteten wir mit dem Besuch des im sechsten Jahrhundert gebauten Baptisterium der Arianer. Es weist deutliche Ähnlichkeiten zu dem der Orthodoxen auf, etwa in der Darstellung der Taufe Jesu mit dem Kranz der Zwölf darum herum. Interessant war, dass zwei Machthaber daran beteiligt waren dieses Bauwerk zu Ende zu stellen, zuerst unter Theoderich und dann unter Kaiser Justinian. Wir haben analysiert, dass man erkennen kann, wann der Bau unterbrochen und wieder eingesetzt hat z.B. an der Farbe des Grases und den verschiedenen Darstellungsweisen von Palmen. Ungewöhnlich ist die nackte Darstellung Jesu, die bei uns für Verwunderung gesorgt hat.
Die Basilika San Giovanni Evangelista, die wir danach besuchten, erinnerte uns sehr an die Kirche San Francesco von Tag 4. Auch hier gab es drei Schiffe, abgegrenzt mit Mamorsäulen, Kapitellen und einer Holzdecke. Der Kirchenturm stand auch hier durch eine Erweiterung des Kirchenraumes im Kircheninneren. An den Wänden sind Fragmente von Mosaiken ausgestellt. Auf die Rückfrage einer Studentin, warum die Fensterscheiben aus Alabaster sind, erklärte unsere Professorin, dass im frühen Mittelalter noch keine Glasfenster gefertigt werden konnten, weshalb das lichtdurchlässige Alabaster so platt geschliffen wurde, dass es als Fester dienen konnte. Außerdem konnten so die nicht Getauften von außen nicht in die Kirche hineinschauen. Aus diesem Grund sind die meisten Kirchen von außen ohne Dekoration und einfach gehalten während sie innen sehr prunkvoll und farbig sind.
Ein weiterer Augenschmaus war die Palastkirche des Theoderichs mit dem Namen San Apollinare Nuovo. Die Mosaike an den Wänden lassen sich in drei Etagen einteilen, die über einander abgebildet sind, wodurch es eine ganze Weile dauerte bis man Details erkennen konnte. Auf der obersten Etage befindet sich ein Wunder-/ Heilungszyklus und einen Passionszyklus. Auf dem mittleren Zyklus sind auf jeder Seite 16 Propheten abgebildet. Auf der untersten Ebene konnten wir zwei lange Prozessionen von Märtyrer*innen bewundern, die zu Jesus und Maria in Richtung Osten unterwegs sind. Die Prozessionen beginnen in Ravenna und in Classe, einem Vorort von Ravenna. Dadurch, dass die Palastkirche zuvor arianisch war und dann im sechsten Jahrhundert katholisch wurde, mussten die theologisch und politisch nicht mehr vertretbaren Abbildungen geändert werden. Das kann bei der Abbildung des Beginns der Prozession an der Palastkirche erkannt werden, da auf den abgebildeten Säulen noch Hände und Arme sichtbar sind.
Den Abschluss bildeten die Ruinen vom Palast des Theoderich. Auch hier konnten wir Bodenmosaike bewundern.
Am Ende des Tages besuchten wir gemeinsam den Gottesdienst zum Fest Allerheiligen in der Basilika San Francesco. Danach gingen wir gemeinsam in einem typischen italienischen Restaurant essen. Dabei stärkten wir den Bund zwischen Grazern und den verschiedenen Studiengängen in Dresden.
Hi Sibylle,
dein Bericht ist hinreißend, gut nachvollziehbar, sogar spannend geschrieben … da wäre man gerne dabei!
Die Basilika ist demnach gefüllt mit geschichtsträchtigen und spirituellen Einblicken in das Orthodoxe bzw. Arianische des Christentum.
Abends mit gleichgesinnten Grazern zusammen?
Elisabeth König
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Hallo tolle Ravenna-Reisende,
das ist ja eine erlebnisreiche Studienfahrt!
Was ist nun mit der „erheiternden“ nackten JESUS-Darstellung … darf man die sehen?
Weiterhin abenteuerliche Erkundungen !!
Elisabeth
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Liebe Mutti,
die Darstellung kannst du auf dem Mosaik von der Kuppel sehen. Zwar sehr klein, aber wenn du genau hinschaust, dann sieht du es 🙂
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