Tag 3: Baptisterium der Orthodoxen und Erzbischöfliches Museum

Baptisterium der Orthodoxen

Heute sind wir wieder den gesamten Vormittag unterwegs gewesen. Zuerst besichtigten wir das Baptisterium der Orthodoxen. Es wird auch Baptisterium des Neon genannt. Als wir durch die Tür traten, waren wir alle überwältigt von den wunderschönen Mosaiken, für die Ravenna bekannt ist. Eine Studentin erklärte uns die Darstellung der Taufe Jesu. Um diese Szene herum waren „Die Zwölf“ gereiht, allerdings auch mit Paulus, der in den Evangelien nicht vorkommt. Auch der Jünger Judas Iskariot war unter ihnen, was wir so gedeutet haben, dass die Vergebung der Sünden in der Taufe ebenfalls Sünder einschließt. Das löste eine Diskussion über die verschiedenen Apostelbegriffe aus. Erstaunlich war für uns die Erkenntnis, dass die lange Tradition der ikonographischen Darstellungen bis heute in der Kunst verwendet werden, zum Beispiel wird Paulus oft mit einem hohen Haaransatz und spitzem Bart dargestellt, Petrus hingegen ist erkennbar durch seine weißen Haaren und den gestutzten Bart.

Kuppel des Baptisteriums der Orthodoxen

Gleich gegenüber bekamen wir eine Führung durch das Erzbischöfliche Museum. Besonders beeindruckend war der Stuhl des Maximian, der im sechsten Jahrhundert aus Elfenbein gefertigt worden war. Bei genauerem Hinschauen erkannten wir Szenen aus der alttestamentlichen Josefsgeschichte und auch neutestamentliche Heilsgeschichten wie z.B. die Hochzeit zu Kanaan. Interessant war dabei vor allem das Bild, was von der apokryphen Geburtsgeschichte handelte. Es zeigte die ungläubige Hebamme Salome, die sich an Maria bei der gynäkologischen Untersuchung ihre Hand verdorrte. Dadurch entfachte eine Diskussion über den Jungfrauenbegriff in der frühchristlichen Zeit.
Ebenfalls in dem Museum enthalten war die Kapelle Sant’Andrea. Hier konnten wir wieder Mosaike bewundern. In der Kuppel waren die vier Erzengel abwechselnd mit den Symbolen für die vier Evangelisten abgebildet, die das Christusmonogramm in den Händen halten. In den Triumpfbögen auf der östlichen und westlichen Seite waren auch hier „Die Zwölf“ zu sehen; in den Nebenbögen auf der nördlichen Seite sechs Märtyrerinnen und auf der südlichen Seite sechs Märtyrer. Hierzu erklärte uns Frau Prof. Dr. König, dass diese frühen Märtyrer*innen Symbole für den orthodoxen Glauben der Kirche Ravennas stehen. Auch der Vorraum der Kapelle war mit Mosaiken geschmückt. Die lateinlischen Inschriften an der Wand übersetzte uns die Kirchengeschichtsprofessorin Frau Felber aus Graz. Hierbei konnte man herauslesen, dass bereits zu Beginn des sechsten Jahrhunderts die Zwei-Naturen-Lehre etabliert war.

Stuhl des Maximian
Josefsgeschichte: Der Pharao träumt von 7 fetten und 7 dürren Kühen
Geburtsgeschichte mit der ungläubigen Hebamme Salome
Kuppel in der Kapelle Sant’Andrea

Im Anschluss gab es einen kurzen Rundgang durch den Duomo, eine dreischiffige Basilika, deren Grundmauern auf das sechste Jahrhundert zurückgehen.

Altar im Duomo

Unser letzter Programmpunkt war das Domus dei Tappeti di Pietra. Fünf Meter unter dem heutigen Bodenlevel konnten wir prächtige Fußbodenmosaike betrachten. Alle Studierenden, die vor eineinhalb Jahren mit auf der Exkursion in Israel waren (https://israeltud.wordpress.com), fühlten sich sofort an die Mosaike in den israelischen Ausgrabungen erinnert. Das ehemalige herrschaftliche Wohnhaus zeigt unter anderem ein Bild von tanzenden Jahreszeiten. Der Guide erklärte uns, dass die Originalmosaike an der Wand hängen, weil durch den hohen Grundwasserspiegel Beschädigungen befürchtet werden. Auf dem Boden liegen lediglich Kopien.

Bodenmosaik im Tanzsaal des Domus dei Tappeti di Pietra
Die tanzenden vier Jahreszeiten

Nach der Siesta trafen wir uns wieder zu einer Reflexion. Es wurden im Anschluss daran drei Referate gehalten. Angefangen mit einem Vortrag über das Leben und Wirken der Galla Placidia. Morgen werden wir uns ihr angebliches Mausoleum anschauen. Danach folgten zwei Referate zu Theoderich dem Großen und seinen Frauen. Dieser war im sechsten Jahrhundert König der Ostgoten über Italien und hat eine große Bedeutung für Ravenna gespielt.

3 Kommentare zu „Tag 3: Baptisterium der Orthodoxen und Erzbischöfliches Museum

  1. Ich glaube, das war ein Missverständnis: Im Baptisterium der Orthodoxen befindet sich Judas unter den Aposteln!
    Das hat uns sehr überrascht…

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  2. Mir scheint, Sie schreiben den blog nur für mich, danke für die vielen biblischen Themen und Bilder! Besonders schön ist die Darstellung des Traumes des Pharao! Maria Häusl

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